A research project by Asad Raza
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15. Juli – 22. August 2021
Eröffnung: 15. Juli 00:00

archive/ß

»Life did not take over the world by combat, but by networking.« – Lynn Margulis
Microcosmos: Four Billion Years of Microbial Evolution

 

Ein Gespräch mit Jennifer Jacquet:

Ein Gespräch mit Frédérique Aït-Touati:

Ein Gespräch mit Cooking Sections:

Ein Gespräch mit Elizabeth A. Povinelli:

Ein Gespräch mit Kazim Ali:

Ein Gespräch mit Arjun Appadurai:

Ein Gespräch mit Fahim Amir:

Ein Gespräch mit Emanuelle Coccia:

Ein Gespräch mit Melanie Sehgal:

Jennifer Jacquet ist Assistenzprofessorin an der Fakultät für Umweltwissenschaften der New York University, wo sie über die Evolution, Funktion und Zukunft des Schamgefühls forscht. Sie promovierte an der renommierten University of British Columbia über Ressourcenmanagement und ist Expertin auf dem Feld menschlicher Kooperation.
Jennifer Jacquet interessiert sich für globalisierte Kooperationsdilemmata, wie den Klimawandel, die Ausbeutung von Wildtieren durch Fischfang und den Internet-Wildtierhandel. Als Studentin war sie freiwillige Helferin bei Sea Shepherd, Seekuh-Praktikantin bei Florida Fish & Wildlife und freiwillige Haifischbecken-Taucherin im Vancouver Aquarium. Neben ihrem Buch Is Shame Necessary? New Uses for an Old Tool (2015) veröffentlichte sie Artikel u.a. für die Washington Post, das Time Magazine oder Fachzeitschriften wie Issues in Science and Technology oder Global Environmental Change.

Frédérique Aït-Touati ist Literatur- und Wissenschaftshistorikerin und Theaterregisseurin. Sie ist Forschungsstipendiatin am CNRS und Mitglied des Centre de Recherchessur les Arts et le Langage an der École des HautesÉtudes en SciencesSociales. Ihr Rechercheinteressen liegen an der Schnittstelle zwischen Theater, Literatur und Wissenschaftsgeschichte. In ihrer Forschung geht sie dem Einsatz von Fiktion und Erzählung in der Astronomie des 17. Jahrhunderts sowie der Geschichte von Bildern und wissenschaftlichen Instrumenten nach. In jüngerer Zeit konzentriert sich ihre Forschung auf die Narrative und Ästhetik des Anthropozäns. Zu ihren Büchern gehören Fictions of the Cosmos (2011), Histoires et savoirs (2012), Le Monde en images (2015) und Terra Forma (2019).

Das 2013 gegründete Duo Cooking Sections (Daniel Fernández Pascual & Alon Schwabe) erforscht wie unsere Welt durch die Mechanismen und Systeme von Nahrungsmitteln organisiert wird. Über Installation, Performance, Mapping und Video gehen sie in ihrer forschungsbasierten Praxis den sich überschneidenden Grenzen zwischen bildender Kunst, Architektur, Ökologie und Geopolitik nach. Seit 2015 arbeiten sie an dem ortsspezifischen Langzeitprojekt Climavore, das die Auswirkungen des Essens und der Nahrungsmittelindustrie auf das globale Klima erforscht. Mit dem an der Tate Britain in London initiierten Projekt Salmon: A Red Herring demaskiert Cooking Sections die trügerische Realität des Lachs und seiner (un)natürlichen Farbigkeit, während der Fisch für die Dauer der Ausstellung von der Speisekarte des Museumsrestaurants gestrichen wurde. Cooking Sections war Teil des U.S.-Pavillon der Architekturbiennale in Venedig 2014. Ihre Arbeiten wurden auch auf der Los Angeles Public Art Triennale 2019, der Sharjah Architecture Triennale und der 13. Sharjah Biennale, der Manifesta 12, Palermo ausgestellt. Außerdem in der Serpentine Gallery, London; der Neuen Nationalgalerie, Berlin; in der Peggy Guggenheim Sammlung; am HKW Berlin; in der Akademie der Künste, Berlin und auf der 2016 Oslo Architecture Triennale. Im Jahr 2019 wurde das Duo mit dem Future Generation Special Art Prize für seine sozial engagierte Arbeit ausgezeichnet und leitet derzeit eine Studioeinheit am Royal College of Art, London.

Elizabeth A. Povinelli ist Franz Boas Professor of Anthropology an der Columbia University. In ihrer Forschung untersucht sie den Liberalismus aus der Perspektive australisch-indigener und queerer Kontexte. Ihr besonderes Interesse gilt den Taktiken der Märkte und des Regierens, die in den späten 1960er Jahren entstanden sind und sich nun in der Krise befinden. Sie ist Gründungsmitglied des Karrabing Film Collectives, das sich als Reaktion auf die Angriffe des australischen Staats auf soziale und territoriale Strukturen der indigenen Bevölkerung gegründet hat (ihre Filmarbeit The Mermaids, Or Aiden in Wonderland ist in der aktuellen Ausstellung Sun Rise|Sun Set zu sehen). Povinelli ist Autorin von fünf Büchern und zahlreichen Aufsätzen zur kritischen Theorie des Liberalismus und ist ebenso ehemalige Herausgeberin der Fachzeitschrift Public Culture. Zu ihren Publikationen gehören Economies of Abandonment: Social Belonging and Endurance in Late Liberalism (2011) und Geontologies: A Requiem to Late Liberalism (2016).

Der Dichter, Herausgeber und Prosaschriftsteller Kazim Ali wurde im Vereinigten Königreich als Sohn muslimischer Eltern indischer Abstammung geboren und hat in den Vereinigten Staaten, Kanada, Indien, Frankreich und im Nahen Osten gelebt. Derzeit ist er Professor für Literatur und Schreiben an der University of California, San Diego. Neben zahlreichen Artikeln hat Ali auch mehrere Bücher veröffentlicht. Seine neuesten Bücher sind ein Band mit drei Gedichtenunter dem Titel The Voice of Sheila Chandra (Alice James Books, 2020) und ein autobiografisches Erinnerungsbuch über die eigene Kindheit in KanadaNorthern Light: Power, Land, andthe Memory ofWater (Milkweed Editions, 2021). Zu seinen jüngsten Prosatexten und Novellen gehören Resident Alien: On  Border-crossing and the Undocumented Divine (2015), Silver Road: Essays, Maps & Calligraphies (2018) und The Secret Room: A String Quartet (Kaya Press, 2017).

Arjun Appadurai ist Goddard-Professor für Medien, Kultur und Kommunikation an der New York University, wo er auch Senior Fellow am Institute for Public Knowledge ist. Er ist Honorarprofessor am Fachbereich Medien und Kommunikation der Erasmus-Universität Rotterdam, Tata Chair Professor am Tata Institute for Social Sciences in Mumbai und Senior Research Partner am Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, Göttingen. In seiner Arbeit geht Appadurai den Zusammenhängen von Modernität, Globalisierung und der Anthropologie von Raum und Zeit nach. Die negativen Auswirkungen von Globalisierung verortet er in einer tiefgreifenden Verunsicherung der Identität, sei es von lokalen oder auch nur vorgestellten (»imaginierten«) Gemeinschaften. Neben zahlreichen Artikeln veröffentlichte Appadurai unter anderem die Bücher »The future as cultural fact: Essays on the Global Condition« (2013) und »Worship and conflict under colonial rule: A South Indian case« (2007).

Der Künstler und Philosoph Fahim Amir beschäftigt sich mit den Übergängen von NaturKulturen und Urbanismus, Performance und Utopie, kolonialer Historizität und Modernismus. Amir lehrt an europäischen und internationalen Universitäten, betrieb die Bar Schnapsloch und den Verlag Proll Positions, und arbeitete in unterschiedlichen Projekten mit KünstlerInnen wie Deichkind, Chicks on Speed, Rocko Schamoni und Ted Gaier. Als Kurator war er für Symposien zu Neuer Musik (Ferienkurse Darmstadt), Live-Art-Festivals (Kampnagel Hamburg) und Ausstellungen (Secession Wien) verantwortlich. In seinem Buch Schwein und Zeit (2018) setzt Amir Politik statt Ethik gegen die Romantisierung der Natur und erklärt dabei Tiere nicht zu bloßen Opfern, sondern positioniert sie als politische Akteure des Widerstands. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen gehört Tiergarten Landscapeof Transgression (This Obscure Object of Desire), 2019.

Emanuele Coccia ist außerordentlicher Professor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris. Er hat unter anderem die Schriften »Sensible Life. A Micro-Ontology of the Image« (Fordham University Press, 2016), »Das Gute in den Dingen: Werbung als moralischer Diskurs« (Merve, 2017) und »Die Wurzeln der Welt: Eine Philosophie der Pflanzen« (Hanser, 2018) verfasst. Derzeit arbeitet er an einem Buch über die Metamorphose. 

Melanie Sehgal ist Forschungsdirektorin am Institut für Grundlagenforschung zur Philosophiegeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal. 2016 erschien ihr Buch »A Situated Metaphysics. Empirie und Spekulation bei William James und Alfred North Whitehead« im Konstanzer Universitätsverlag. Darüberhinaus verfasste sie Artikel zu Prozessphilosophie, Ästhetik und transdisziplinären Praktiken in ökologischer Perspektive. Derzeit arbeitet Sehgal an einem Buch über ästhetische Praktiken und Techniken im und für das Anthropozän. Zusammen mit dem Künstler Alex Martinis Roe leitet sie die multidisziplinäre Forschungsgruppe FORMATIONS, die experimentell Wissenspraktiken jenseits moderner Denkgewohnheiten erprobt.