Pierre Klossowski
Roberte Ce Soir
18. März – 21. Mai 2017
Eröffnung: 18. März 00:00

Mit der Ausstellung Roberte Ce Soir widmet sich der Schinkel Pavillon exklusiv der ›Roberte‹, die den Mittelpunkt der größten Serie von Pierre Klossowskis Zeichnungen und Skulpturen bildet, welche in dieser Zusammenstellung erstmals in Berlin gezeigt werden. Der Titel der Schau knüpft an das gleichnamige, 1953 von Klossowski verfasste sowie illustrierte Buch an, im Rahmen dessen er erstmals Zeichnungen präsentierte. Die Ausstellung untersucht die zugewiesenen Rollen Robertes in Klossowskis Oeuvre, insbesondere die Grenzen von Fiktion und Realität: so trägt Roberte unverkennbar die Züge von Denise, Pierre Klossowskis Ehefrau, wenngleich die Person nicht mit der fiktiven Figur gleichzusetzen ist. Dabei werden in der episodenhaften Szenen-Folge nicht nur Blickbeziehungen verhandelt, changierend von resolut bis devot, sondern auch die Komplexität dieses Rollenspiels zwischen reglementierter und entgrenzter Sexualität.

Pierre Klossowski war zeitweise Priester, Schriftsteller, Übersetzer von bedeutenden philosophischen und kunsttheoretischen Schriften und Künstler zugleich. Aufgewachsen als älterer Bruder des Künstlers Balthus und Ziehsohn von Rainer Maria Rilke in Berlin, entwickelte er im Paris der 1930er Jahre in einem impulsiven Umfeld bedeutender Surrealisten wie Georges Bataille oder André Breton seine interdisziplinären Konzepte. Einem undogmatischen Kunst- und Moralbegriff folgend, befasste sich Klossowski unter Rückbezug auf Marquis de Sade wiederkehrend mit der Thematik des Begehrens, von spiritueller hin zu sexueller Ekstase. Sein Oeuvre, das oft historisch-mythische Referenzen beinhaltet, weist in seiner Komplexität und erotischen Dichte vieles in die Schranken, was gegenwärtig in Kunst, Pop wie auch Pornografie unter dem Etikett »Erotik« produziert wird: Bei Klossowski wird das Erotische zur Geisteshaltung. Pierre Klossowski ist durch die Vielschichtigkeit seines Schaffens ein Sinnbild der Moderne geworden und übte mit seinen Schriften einen nachhaltigen Einfluss auf französische Denker wie Jean-François Lyotard, Jacques Derrida, Gilles Deleuze und Michel Foucault aus.

Die Ausstellung Roberte Ce Soir wird im Erdgeschoss von einem von Marc Glöde kuratierten Filmprogramm begleitet, welches sich auf Klossowski bezieht.