POPE.L: Between a Figure and a Letter
Ongoing Live-Performance
9. April – 31. Juli 2022
Eröffnung: 8. April 18:00

Für seine erste Einzelausstellung in Berlin konzipierte der US-amerikanische Künstler Pope.L (geb. 1955 in Newark, New Jersey) Contraption, eine neue ortsspezifische Installation für das verglaste Oktogon im Obergeschoss des Schinkel Pavillons. Contraption tritt in einen Dialog mit der Videoarbeit Small Cup, die direkt unterhalb der Neuproduktion im Erdgeschoss platziert ist. Small Cup wurde 2008 in einer ehemaligen Textilfabrik in Maine gedreht, aus heutiger Sicht eine Zeit scheinbar größerer politischer Unschuld. Das Video zeigt wie sich ein paar Ziegen und Hühner geräuschvoll über ein mit Körnern überzogenes Architekturmodell hermachen, das dem US-Kapitol in Washington D.C. ähnelt – wie sich unmittelbar an der titelgebenden Kuppel, der ›small cup‹ oder Cupola erkennen lässt. Die Neuproduktion des Künstlers im Obergeschoss spielt ausdrücklich auf ein weiteres, von einer Kuppel gekröntes Gebäude an, das ebenfalls heiße politische Debatten entfachte: das neu eröffnete Humboldt Forum am Kupfergraben, dessen bronzene Kuppel sich durch die Fenster des oktogonalen Raumes erspähen lässt.

Zentraler Bestandteil der Installation ist ein roboterähnlicher Apparat, eine Art Holzhäcksler, der in regelmäßigen Abständen von einer Performer*in zum Leben erweckt und mit einem Holzmodell gefüttert wird, das Architekturelemente des Humboldt Forums (beherbergt im protzigen Nachbau des alten Berliner Schlosses), des Schinkel Pavillons (ein von Bauhaus und Klassizismus inspirierter DDR-Bau der späten sechziger Jahre), sowie der nahegelegenen (ebenfalls von Karl Friedrich Schinkel entworfenen) Neuen Wache aufweist. Die seltsam kristalline Form dieses Holzmodells beschwört das fieberhafte Verschwimmen ›natürlicher‹ und politischer Geschichten, der Geologie und der ›richtigen‹ Geschichte herauf, ein beunruhigendes Merkmal unserer überladenen Gegenwart.

Verteilt über die labyrinthischen Hinterzimmer des Untergeschosses ist außerdem eine Auswahl an Arbeiten aus seinem fortlaufenden Skin Set Drawings Projekt, die erstmalig in maßgefertigten Rahmen gefasst sind, in denen sie nur teilweise oder gar nicht sichtbar werden. So verschiebt sich der Fokus hin zu einer verstörenden Leere zwischen den Zeichen (Buchstaben), hin zu einem un-begriffenen/nicht-begrifflichen Zwischen, das der Künstler als tiefschürfenden Abgrund der Nicht-Bedeutung zwischen ›figure and letter‹ immer wieder aufs Neue zu überschreiten sucht.

Performer*innen: Bully Fae Collins, Alicia Augustin, Hannes Suhm, Mickey Mahar, Niklas Draeger, Arthur Chrusz

Kuratiert von Dieter Roelstraete
Produziert von Anja Lindner
Projektleitung: Lina Louisa Krämer