Mohamed Bourouissa
LINK
18. Januar – 15. März 2020
Eröffnung: 17. Januar 18:00

Mohamed Bourouissa (*1978 in Blida, Algerien) widmet sich in seinem Werk der Rolle des Individuums innerhalb gegenwärtiger politischer, sozialer und ökonomischer Strukturen. Seine multidisziplinären Projekte entstehen in intensiver Zusammenarbeit mit den Gruppen und Menschen, die zugleich Quelle und Gegenstand seiner Fotografien, Skulpturen, Installationen, Zeichnungen und Videos werden. Dabei sind es zumeist periphere Orte und marginalisierte Gruppen, die Bourouissa als Spiegel des Zustands einer Gesellschaft und dessen Subjektverständnis adressiert und diskutiert.

Mit der neu entstandenen Videoarbeit LINK (2019) weitet Bourouissa seinen Blick auf einen ähnlich peripheren Raum aus und nähert sich der zeitgleich tabuisierten wie alltäglichen Praxis virtueller Sexualität. Die semi-dokumentarische Arbeit betrachtet Video-Chatforen und humanoide Latex-Puppen, die nicht nur die Erfüllung körperlicher Lust versprechen, sondern vielmehr zu Sehnsuchtsorten und Projektionsflächen emotionaler Intimität werden. Bourouissa diskutiert dabei das ambivalente Verhältnis des Menschen zu den uns umgebenden technischen Dingen und wirft die Frage auf, ob und in welcher Form sich körperlich-emotionale Erfahrung heute in eine immaterielle wie anonyme Sphäre verlagert.

 

Begleitprogramm

Si Di Kubi 2.0 mit Mohamed Bourouissa, Tony Elieh, Paulina Greta, Dorine Potel, Youmna Saba, Sina XX, 2038

@ Clärchens Ballhaus, 31.02.20, 20 Uhr

Seit Anfang Januar ist Clärchens Ballhaus geschlossen! An der Schwelle zu einem neuen Kapitel, vor der geplanten Sanierung, öffnen wir die Türen noch einmal für die Öffentlichkeit. Im Rahmen von DISAPPEARING BERLIN entwerfen wir eine Vision, in der Clärchens Ballhaus als Ort für Tanz, Kunst und Musik für Alle erhalten bleibt. Im Spiegelsaal entfaltet Mohammed Bourouissa gemeinsam mit befreundeten Künstlerinnen eine Erzählung zwischen Beirut und Berlin, zwei Städten, die so unterschiedlich wie miteinander verbunden sind. In Live-Musik, Filmen und Fotografien überlagern sich Fragmente dieser beiden Städte zu einem Gedicht über Verschwinden und Verdrängung, Veränderung und Freiheit – und über das Potential von Kunst und gemeinsamer künstlerischer Vision als treibende Kraft in der Entwicklung dieser Städte. Zwischen den Künstler*innen entsteht eine facettenreiche Collage ihres künstlerischen Schaffens, ihrer Sprachen und Identitäten, die in der Geschichte von Clärchens Ballhaus zusammenfindet.

Mit Filmen von Mohamed Bourouissa und 2038; Live Musik von Tony Elieh, Youmna Saba und Sina XX; Musik von Dorine Potel und einem DJ/VJ-Set von Paulina Greta, Sina XX und Mohamed Bourouissa

 

Die Ausstellung und Veranstaltung finden im Rahmen von DISAPPEARING BERLIN statt und richtet den Blick zum Ende der einjährigen Veranstaltungsreihe auf den Schinkel Pavillon selbst. Denn gerade das von Richard Paulick erbaute Gebäude steht an einem Ort, an dem sich die Veränderungen in Berlin unwiederbringlich und fortschreitend abzeichnen. Wo früher ein ungehinderter Blick auf den Palast der Republik möglich war, reihen sich heute generische Townhäuser (Berlins teuerste Spekulations-Immobilien) hinter denen Baukräne emporragen, die das Berliner Stadtschloss hochziehen. Die zunehmend seelenlose Nachbarschaft ist in ständigem Wandel, aber mit jedem neuen Investor steht die Existenz des Schinkel Pavillons immer mehr auf dem Spiel.

Über ein Jahr lang inszenierte der Schinkel Pavillon mit DISAPPEARING BERLIN einzigartige Berliner Architekturen und besondere urbane Räume, denen Abriss, Privatisierung oder Umnutzung bevorstehen, nachdem sie das Stadtbild und kulturelle Leben über Jahrzehnte prägten. Mit Performances, Tanz und Konzerten erkunden wir die Stadt und das Potential ihrer gefährdeten, vergessenen und neu entstehenden Räume. Im spielerischen Umgang mit der Kunst entwickeln sich neue Perspektiven auf einen Wandel, der sich nicht stoppen, wohl aber mit gestalten lässt.