Joachim Bandau, Ivana Bašić, Ian Cheng, David Cronenberg, Sidsel Meineche Hansen, Matthew Angelo Harrison, Tishan Hsu, Mike Kelley, Alexander Kluge, Tetsumi Kudo, Fritz Lang, Nour Mobarak, Sandra Mujinga, Diane Severin Nguyen, Mary Shelley, Ovartaci, Analisa Teachworth, Suzanne Treister & WangShui
Human Is
19. März – 23. Juli 2023

Öffnungszeiten:

Do – Fr 14 – 19 Uhr,
Sa – So 11 – 19 Uhr

Eröffnung: 18. März 18:00

Unterscheidungen zwischen Dystopie und Realität fallen angesichts unaufhaltsamer technologischer wie ökologischer Umwälzungen zunehmend zusammen. Vor diesem Hintergrund bedient sich Human Is Science-Fiction als geistiges und ästhetisches Vehikel, um alternative Zukunftsszenarien, politische Vorstellungskraft und eine neue posthumane Ethik zu mobilisieren. Die Ausstellung entlehnt ihren Namen der gleichnamigen Kurzgeschichte von Philip K. Dick (1955) und verhandelt das Menschsein als eine bestreitbare und reversible Kategorie.

Seit dem 19. Jahrhundert und dem voranschreitenden kapitalistischen, wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt bietet Science-Fiction einen Spiegel der sich wandelnden »conditio humana« einer jeweiligen Zeit und ihrer Werte, Ängste und Limitierungen. Die scheinbar externe Bedrohung durch extraterrestrisches, übernatürliches oder künstliches Leben entpuppt sich in der Science-Fiction nicht selten als die Angst des Menschen vor seinen selbstgeschaffenen und -erlittenen Kulturbedingungen. Die Ungeheuerlichkeit des Unbekannten erhebt sich und erschüttert die Begrenzungen und die zentrale Stellung des menschlichen Protagonisten.

Human Is vereint historische, wegweisende, sowie neu produzierte Kunstwerke. Die Ausstellung zeichnet ein vielstimmiges Bild der gegenseitigen Durchdringungen von Körper und Technologie: Sie behandelt die oft gewaltsamen Verflechtungen des Menschen mit seinen technologischen Umgebungen, opponiert Heilsversprechen transhumanistischen Fortschritts und macht gleichzeitig Möglichkeitsräume auf, in welchen dualistische Taxonomien zugunsten einer vernetzten Existenz überwunden werden können. Human Is nutzt Science-Fiction und spekulative Fiktionen, um die humanistische Idee des Menschseins zum einen, sowie die Spezies des Anthropos zum anderen durch materielle und perspektivische Grenzzonen zu überschreiten. Die Werke machen dabei auch Machthierarchien, die Andere traditionell entmenschlicht haben, sichtbar. Afrofuturismus etwa imaginiert eine Gesellschaft, in der BIPoC* Personen jenseits von der Geschichte der Diskriminierung und Ausbeutung gleichberechtigt leben können und bedient sich dabei nicht selten Strategien der Mutation, Hybridisierung und Tarnung.

Für viele ist der Zusammenbruch der Systeme, auf die wir uns verlassen, keine ferne apokalyptische Zukunft mehr. Die visionäre Science-Fiction-Autorin Ursula K. le Guin betrachtet fiktionale Geschichten als Behältnisse, durch die die Möglichkeiten der menschlichen Erfahrung und des Wissens abseits linearer Fortschrittsnarrative neu entdeckt werden können. Durch sie können zerstörerische Prozesse und Entfremdungen zeitgenössischer Existenz auch Schöpferisches in Gang setzen, hin zu einer neuen Ethik der Relationalität, die möglicherweise nicht mehr genuin menschlich ist.

Begleitende Texte

Eine innere Klarheit von Laura McLean-Ferris ↓

↓ Saalplan ↓

Kuratiert von Nina Pohl & Franziska Sophie Wildförster
Projektleitung Teresa Minn & Lina Louisa Krämer
Rechercheassistenz Samuel Staples
Kuratorische Ausgangsidee von Laura López Paniagua

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der E.ON Stiftung und der Danish Arts Foundation.
Besonderer Dank an Pilar Corrias, Gladstone Gallery, Miguel Abreu Gallery, Sammlung Ringier und Museum Ovartaci für die großzügige Unterstützung.