Intim/e, 2020 – ca. 3020

Zwischen dem 24. Juli und 21. August gestalten Isabel Lewis & Dirk Bell eine Intervention zwischen Installation, Experiment und Performance auf der Terrasse und im Garten des Schinkel Pavillon. Mit der Motte als Hauptakteur zelebrieren die Künstler*innen die Zersetzung von Plastik als gemeinschaftlichen und spezienübergreifenden Akt.

»Was passiert, wenn wir uns für die Dauer unseres Lebens auf einen kollaborativen Verdauungsprozess mit einem Material einlassen, das unsere gelebte Existenz lang überdauern wird?«

»Mit Intim/e geben wir Einblick in einen Prozess, der im Sommer 2020 seinen Anfang nahm und wahrscheinlich weit über unsere Lebensdauer hinaus andauern wird. Letzten Sommer haben wir begonnen, ausrangierte Plastikplanen zu sammeln, die wir auf den vielen Baustellen in der Umgebung unseres Ateliers im Wedding fanden. Von dem Moment an fühlten wir uns zu dem Material hingezogen. Für die Gruppenausstellung Scalable Skeletal Escalator in der Kunsthalle Zürich recherchierten wir die Geschichte der Figurationsformen des menschlichen Körpers und erfuhren unter anderem, dass sich Rückstände von Plastik mittlerweile in den zentralen Körpergeweben auffinden lassen. In dem Wissen um Plastik als kontinuierlicher Begleiter des Menschen entwickelten wir eine empathische Beziehung zu dem Material. Indem wir neue Verhaltensweisen im Umgang mit dem Rohstoff erprobten, versuchten wir an der Umkehrung der menschlichen Beziehung zu Plastik zu arbeiten – statt es wegzuwerfen, verwerteten wir es; statt es schnell zu benutzen, verbrachten wir Zeit damit, dehnten, verzierten und komponierten mit ihm, verbrachten Zeit mit ihm und pflegten es. In Zusammenarbeit mit einem Team von Wissenschaftler*innen der Freien Universität Berlin initiierten wir ein Experiment, in dessen Mittelpunkt die Zersetzung des Kunststoffes steht. Dabei widmeten wir uns der Großen Wachsmotte (Galleria mellonella); einer Spezies, die die Fähigkeit besitzt, Polyethylen nicht nur kauen, sondern auch verdauen zu können.« – Isabel Lewis & Dirk Bell

Performance und Installation von Dirk Bell & Isabel Lewis in Kooperation mit Solistenensemble Kaleidoskop (Mia Bodet, Anna Faber, Ildiko Ludwig, Boram Lie) und Ethan Braun.

Kuratiert von Kerstin Renerig
Fotos von Silke Briel