Mode und Design entgegen heutiger Wertschöpfungslogik und abseits menschlicher Hybris

Louis A. Krüger arbeitet an der Schnittstelle von Spekulativem Design und Botanik. Mit lebendigen und organisch wachsenden Kleidungsstücken untersucht sie in ihrer Performance Neophyt Wanderungen die Wechselwirkungen artenübergreifender Ästhetiken, die sich einer linearen und dualistischen Denkgewohnheit entziehen und dabei das Verhältnis von Mensch und Natur, Subjekt und Objekt, Aktivität und Passivität neu verhandeln. Gemeinsam mit den Künstler*innen, Performer*innen und Musiker*innen Lina Krüger, Jonas Mahari und Jolle Orso gestaltet Louis A Krüger eine installative Klangperformance, die als posthumane Utopie ein »dialogisches Gestalten« zeichnet, in dem Kleidungsstücke als gemeinschaftlicher Akt, Ritual und Zeremonie, als Labor und heilige Stätte entstehen.

Mit ihrer Kollektion Homo Femcolage operiert Isabell Schnalle am aktivistischen Potential von Design und Mode und geht dabei von Inhalten der Postwachstumsbewegung und dem Transformationsdesign aus – Wie können wir die vorhandenen Ressourcen besser verteilen und nutzen? Wie lässt sich eine »Welt des Weniger« organisieren? Und welche Rechte menschlicher und nicht-menschlicher Agenten sind damit verbunden? In recyclingfreundlicher, modellierter Funktions- und Outdoorkleidung durchwandern die Performer*innen den Garten des Kronprinzenpalais. Als Homo Femcolage schlüpfen sie in die Rolle öko-feministischer Zukunftsmenschen und formieren sich zu einer Protestgemeinschaft, in der gemeinwohl- und postwachstumsorientierte Systeme verhandelt werden und für die Modernisierung der globalisierten, kapitalistischen Wertschöpfungs- und Wachstumslogik appelliert wird.

Kuratiert von Kerstin Renerig
Fotos von Frank Sperling